Ethik und christliche Identität bei Gregor von Nyssa
English summary: In this work, the author examines the significance of the concept of identity for the ethical reflections of Gregory of Nyssa. Depending on the audience for which his message was intended, Gregory approached the issue of a lifestyle in accordance with the principles of Christianity in various ways. Whereas the vast majority of his community members had to be exhorted to lead a good and decent Christian life, the literate audience who read Gregory's texts or asked him what a good and virtuous Christian life was had already thought about this subject and had to be shown the superiority of the Christian way of life in comparison to other philosophical concepts. German description: Sandra Leuenberger-Wenger untersucht die ethischen Reflexionen und Ratschlage Gregors von Nyssa, ihre unterschiedlichen Formen und ihre Bedeutung fur die Vergewisserung christlicher Identitat. Dabei zeigt sie, dass sich die Frage nach dem gegluckten Leben in einer spezifisch christlichen Lebensweise mit wechselndem Adressatenkreis unterschiedlich stellte. Je nachdem, ob Gregor sich in Predigten an seine Gemeinde wandte oder Schriften fur ein literarisches Publikum verfasste, ging er von unterschiedlichen Voraussetzungen und Interessen aus, welche sich in seiner Argumentationsweise niederschlagen. Die Mehrheit der Gemeinde musste zuerst von der Bedeutung einer guten christlichen Lebensweise uberzeugt und dazu motiviert werden. Dagegen brachte das literarische Publikum Gregors sowohl Bildung als auch Interesse an einem moglichst vollkommenen christlichen Leben mit, zudem vielfach auch Kenntnisse von philosophischen Konzepten des guten Lebens, gegenuber denen das christliche uberzeugen musste. Die Autorin stellt dar, wie Gregor gegenuber seinen unterschiedlichen Adressatenkreisen die Bedeutung eines guten christlichen Lebens aufzeigte und sich bemuhte, seinen Adressaten ein Bewusstsein fur christlich motiviertes Handeln zu vermitteln: Die Adressaten sollten sich sowohl durch ihr Handeln als auch durch die Begrundung ihres Handelns vor sich und der Umwelt als Christen ausweisen. Auf der Grundlage seines Tugendbegriffs und seiner christlichen Anthropologie zeigte Gregor in unterschiedlichen Kontexten und anhand verschiedener Problemstellungen sozial- wie auch individualethischer Art auf, worin ein geglucktes christliches Leben besteht.