Arbeitslohn und Arbeitszeit in Europa und Amerika 1870–1909
Ies Bueh bildet den ersten Versuch, die Entwieklnng del' gewerblichell D Lohne in den wichtigsten Industrielandern auf brei tel' Grundlage dar zl1stellen. Ais Quellen dienten lediglieh Lohnbiichel' und Tarifvertrage. Gel'll hatte icll mich auf Lohnbiicher allein beschrankt, da nm diese die an die einzelnen Arbeiter tatsachlieh gezahlten Lohne einwandfrei wieder geben. J edoch hatte eine ausschliel3liche Heranziehung von Lohnbiichel'll eine Ausdehnung del' Ulltersuehung auf zahlreiche Orte verhindert. So wurden, als Erganzung namentlich flir die ne11ere Zeit, Tarifvertrage ver wertet. Gegen eine derartige Verwertung von Tarifvertragen kann nun eingewendet werden, daLl sie in del' Regel im Lohn nul' die Untergrenze der Leistung del' Arbeitgeber an die Arbeiter, in del' Arheitszeit nul' die Obergrenze del' Leistung del' Arbp. iter an die Arbeitgeber festsetzen, dan also z. B. del' tariflich vereinbarte Stnndenlohnsatz den Mindestlohn fiil' die normale Arbeitsstunde des normalen Arbeiters darstellt. Und es ist l'ichtig, daH es fast stets Arbeiter gibt, die mehr Lohn erhalten und kiirzel' arbeiten als im Tarifvertrag vorgesehen ist, wahrend andere Arbeiter, z. B. weil sie nicht mehr voll leistung'sfahig sind, Zll ungiinstigel'en als den tal'iflichen Bedingungen arbeiten. Indessen diirfte diesem Einwand eine allzu groHe praktisehe Bedeutung nicht beizulegen sein. Die tarif lichen Arbeitsbedingllngen entsprechen etwa del' von den Meteorologen festgestellten Lufttemperatm, del' "Temperatlll' im Sehatten", mit del' praktisch und wissenschaftlich zu arbeiten gang und gabe geworden ist.